Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über Zwangsumschulungen tibetischer Bauern zu Fabrikarbeitern. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie der Washingtoner Jamestown Foundation, die nach Auswertung zahlreicher Meldungen chinesischer Staatsmedien und anderer chinesischer Quellen zu diesem Schluss kommt. Diese wirft China ein umfangreiches Umerziehungsprogramm in der Region vor.

Angeblich dienen die Umschulungen dem Ziel, „der chinesischen Industrie loyale Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen“. In den letzten sieben Monaten sollen mehr als eine halbe Million Tibeter, vor allem aus dem bäuerlichen Umfeld, von diesen Maßnahmen betroffen gewesen sein. Dies gehe aus einer auf der Webseite der tibetischen Regionalregierung veröffentlichten Mitteilung hervor. Viele Menschen seien als billige Arbeitskräfte in andere Regionen Chinas, etwa als Bauarbeiter nach Qinghai oder Sichuan transferiert, 50.000 innerhalb Tibets z.B. in Textilfabriken oder großen landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt worden.

Laut Adrian Zenz, einem unabhängigem Tibet- und Xinjiang-Forscher, ist dieses Programm der chinesischen Behörden „der stärkste, deutlichste und gezielteste Angriff auf traditionelle tibetische Lebensgrundlagen fast seit der Kulturrevolution von 1966 bis 1976“. In der Region habe es zwar auch schon bisher ähnliche Ausbildungsinitiativen gegeben, aber in viel kleinerem Ausmaß.

Die tibetischen Behörden bewerben das Arbeitsprogramm als Maßnahme im Kampf gegen die Armut. Es sollen damit „Arbeitsdisziplin, chinesische Sprache und Arbeitsethik“ vermittelt und „faule Leute wirksam eliminiert“ werden. Der Studienautor Zenz warnt vor der Minderheitenpolitik Chinas, die in immer stärkeren Maße auf eine Assimilation abziele. Damit drohe auf lange Sicht der Verlust des sprachlichen, kulturellen und geistigen Erbes Tibets.

Die Studie weist auf Parallelen zu den Uigurischen Umerziehungslagern hin, wo laut chinesischer Regierungsangaben seit 2014 jedes Jahr rund 1,3 Millionen an den „Arbeitsprogrammen“ teilgenommen haben sollen.

China weist die von Reuters über Tibet erhobenen Vorwürfe strikt zurück.

 

Quellen:

ORF
ICT – International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Reuters