Faszination Tibet
Das „Dach der Welt“ übt auf viele Menschen aufgrund seiner einmaligen landschaftlichen Kulisse sowie der Stätten reicher Kultur eine besondere Faszination aus. Bei einer Reise in dieses spannende Land darf jedoch nicht vergessen werden, dass Tibet seit 1959 völkerrechtswidrig von der Volksrepublik China besetzt ist und daher alles, was Tibetisch ist, aus chinesischer Sicht als schlecht gilt. Alles Chinesische hingegen wird kritiklos als besser betrachtet. Bitte informieren Sie sich vor Ihrer Reise nach Tibet über aktuelle Entwicklungen. Je besser informiert Sie die Reise antreten, desto offener sind Ihre Augen für Dinge, die man Ihnen auf den vorgegebenen Touristenwegen vorenthalten will.
Andererseits dürfen Sie aber nicht vergessen, dass die Devisen, die von Touristen ins Land gebracht werden, nicht den TibeterInnen, sondern praktisch nur den chinesischen Besatzern zu Gute kommen. Außerdem ist die Kommerzialisierung der Kultur bei gleichzeitigem Verlust der traditionellen Arbeitsweise in Betracht zu ziehen. Für die TibeterInnen ist vor allem von Interesse, die tibetische Religion, Kultur und Tradition authentisch am Leben zu erhalten.
Der Begriff Tibet
Mit dem Begriff „Tibet“ ist in dieser kurzen Darstellung das gesamte traditionell tibetische Territorium gemeint, also die ehemaligen Provinzen U, Tsang, Kham und Amdo. Wenn China heutzutage von Tibet spricht, so meint es damit ausschließlich die „Autonome Region Tibet“ (TAR), die weniger als die Hälfte des tibetischen Hochlandes ausmacht.
Die chinesischen Machthaber haben den größten Teil der traditionellen tibetischen Regionen Amdo und Kham in die Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan eingegliedert. Die meisten dieser Gebiete sind heute für den Tourismus zugänglich. Die übrigen Gebiete – U-Tsang, das westliche Kham und Westtibet – bilden die „Autonome Region Tibet“. In der vorliegenden Dokumentation wird der Begriff „Tibet“ indessen für das gesamte Land verwendet, so wie es das tibetische Volk versteht.
Alle Reisen in die Autonome Region Tibet (TAR) müssen von Agenturen in Tibet organisiert werden.
Beste Reisezeit
Die besten Reisemonate sind von Mai bis Ende Oktober. Für Juli bis Ende August ist mit Regen zu rechnen, in hohen Lagen auch mit Schneefall.
Genehmigungen
Die Gebiete außerhalb der TAR sind zumeist auch für Einzelreisende mit chinesischem Visum leicht zugänglich. Politisch heikle Gebiete, etwa Bergbau- oder Entwicklungsprojekte, Gefängnisse, Militärstützpunkte und Orte, an denen es in der jüngeren Vergangenheit politische Unruhen gab, sind sowohl inner- wie auch außerhalb der TAR für AusländerInnen entweder vorübergehend oder dauerhaft gesperrt.
Für eine Reise in die Autonome Region Tibets (TAR) ist ein gesondertes Visum erforderlich. Sollten Sie zuerst oder nachher nach China reisen, brauchen Sie dann auch ein Visum für China. Für die Gebiete außerhalb der Autonomen Region Tibet, wie Kham oder Amdo genügt das Visum für China.
Worauf man achten soll
Bitte beachten Sie bei allen Informationen, die Sie bezüglich Tibet bekommen, dass sich die Bestimmungen der chinesischen Regierung von einer Minute auf die andere ändern können.
Die Einreise in die TAR, wie auch die Bewegungen der Touristen innerhalb dieser Region werden streng kontrolliert, sie unterliegen besonders entlang der Einreiserouten genauen Bestimmungen, die plötzlich und ohne Vorankündigung geändert werden können. In besonders unruhigen Zeiten, wie z.B. um politische Jahrestage und Besuche von hochrangigen Funktionären herum, kann es vorkommen, dass keine Genehmigung zur Einreise erteilt oder keine Visa verlängert werden. Lokale politische Aktivitäten können auch die Ursache dafür sein, dass der Zugang zu gewissen Gebieten abrupt verwehrt wird. Deshalb ist es ratsam, sich sowohl vor als auch während der Reise, insbesondere als Individualreisende, hinsichtlich eventueller Änderungen der Regelungen für die Gebiete, die man zu bereisen gedenkt, zu informieren.
Kritische Tage in Tibet
Kritische Tage, die bei einem Tibet-Aufenthalt zu beachten sind:
- Losar:
Tibetisches Neujahr, normalerweise im Februar - 10. März:
Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes in Lhasa 1959, der von der Exilgemeinschaft alljährlich begangen wird. - 23. Mai:
An diesem Tag unterzeichnete Tibet 1951 das kontroverse 17-Punkte-Abkommen. - Saga Dawa:
Vierter Monat des tibetischen Kalenders, üblicherweise im Mai/Juni, in dem die Erleuchtung und der Eintritt Buddhas ins Nirvana gefeiert werden. Viele PilgerInnen kommen nach Lhasa. - 6. Juli:
Geburtstag Seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, der 1935 an diesem Tag geboren wurde. - August:
Shoton (Joghurt-Fest), öfters fanden Demonstrationen für die Unabhängigkeit während dieses Festes statt, denn es zieht immer große Menschenmengen an. - 27. September:
1987 fand an diesem Tag die erste Demonstration für die Befreiung Tibets statt. - 1. Oktober:
Gründung der VR China, in der Vergangenheit kam es öfters zu Protesten in Lhasa. - 10. Dezember:
1989 wurde der Dalai Lama mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Bei Besuchen hochrangiger Regierungsvertreter oder internationaler Delegationen müssen TouristInnen ebenfalls mit Einschränkungen in ihrer Bewegungsfreiheit rechnen.
Unterwegs in Tibet
Bedenken Sie bitte, dass es in Tibet, außer in den größeren Städten wie zum Bespiel Lhasa, Gyantse und Shigatse, kaum Möglichkeiten gibt, Proviant etc. einzukaufen. Es gibt auch keine „Gasthäuser“ unterwegs. Tibet ist ein äußerst dünn besiedeltes Land.
Eine asphaltierte Straße führt nach Peking, es gibt gut trassierte Staubstraßen auf den Hauptverbindungen, ansonsten ist mit Pisten zu rechnen. Die Straßen werden fast ausschließlich für Lastwagen- oder Militärverkehr genutzt, auf den Hauptverbindungen besteht auch einheimischer Busverkehr.
Das Hochland Tibet
Beachten Sie bitte unbedingt die dünne und trockene Luft in Tibet. Lhasa befindet sich bereits auf 3.600 m Seehöhe.
Stellen Sie sicher, dass Sie ausrecheichend trinken. Als Faustregel gilt: 1 Liter je 1.000 Höhenmeter.
Achtung vor Hunden
Straßenhunde oder Rudel von verwilderten Hunden können lebensgefährlich sein und sollten keinesfalls gestreichelt werden! Abends ist es ratsam, eine Taschenlampe zum Blenden oder Steine zum Vertreiben einzustecken.
Sicherheit
Angesichts der gegenwärtigen politischen Situation in Tibet sollte man sich immer bewusst sein, dass Briefe, Telefongespräche, E-Mails und Faxe zensiert und überwacht werden. Als AusländerInnen stehen Sie die ganze Zeit unter Beobachtung.
Gespräche mit TibeterInnen
Wenn Sie mit TibeterInnen alltägliche Gespräche führen, werden Sie die meisten von ihnen offen und freundlich finden. Es wäre jedoch für alle TibeterInnen sehr gefährlich, mit TouristInnen Gespräche über Politik oder Menschenrechte zu führen oder ihnen Informationen zu übergeben, die sie ins Ausland mitnehmen sollen. Wenn Sie bewusst nach derartigen Informationen forschen, bringen Sie die TibeterInnen in große Gefahr. Es ist jedoch möglich, dass TibeterInnen von sich aus eine Diskussion beginnen oder Sie um Informationen bitten. Gehen Sie in diesen Fällen mit der nötigen Umsicht vor, denn TibeterInnen neigen dazu, die ihnen drohende Gefahr zu ignorieren. Sie dürfen keinesfalls die Risiken unterschätzen, denen sich diese Menschen aussetzen, wenn sie Sie ansprechen, und selbst dann, wenn sie nur den Anschein erwecken, es tun zu wollen.
Heilige Stätten
Wenn Sie eine religiöse Stätte besuchen, gleichgültig ob es ein Tempel oder ein Naturheiligtum wie der Berg Kailash ist, sollten Sie die tibetischen Bräuche beachten. Kleiden Sie sich angemessen und nehmen Sie Ihre Kopfbedeckung ab, rauchen Sie nicht, hinterlassen Sie keinen Abfall und umrunden Sie Tempel, Statuen und sakralen Stätten im Uhrzeigersinn. Berühren Sie niemals den Kopf eines Mönchs oder einer Nonne, und verhalten Sie sich rücksichtsvoll, wenn Sie Menschen oder Zeremonien fotografieren. Fragen Sie zuvor um Erlaubnis, machen Sie keinen Lärm beim Besichtigen und drängen Sie sich niemals mit Ihrer Kamera auf.
Unsere Bitte an Sie
Sollten Sie eine Tibet-Reise unternehmen, so bitten wir Sie sehr herzlich um Ihren Bericht oder Ihre Informationen, um für andere Tibet-Reisende möglichst auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ihre Berichte werden anonymisiert an das Tibetan Center of Human Rights and Democracy in Dharamsala weitergeleitet und dort ausgewertet. Ihr Bericht ist eine große Hilfe bei der Beurteilung der aktuellen Situation in Tibet.
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben. Falls Sie noch weitere Fragen haben, werden wir uns bemühen, diese für Sie zu klären.
Kontaktieren Sie Lobsang Gyalpo: save@tibet.at