Als ich vor ca. 20 Jahren zu SAVE TIBET gestoßen bin, war sie schon da und bereits eine Institution. Eine begnadete Kuchenbäckerin und eine geborene Verkäuferin. So habe ich sie kennen gelernt – unsere Frau Maria – von allen geschätzt.

Mit Vehemenz hat sie ihr Reich – das Buffet – regiert, mit Gästen geplaudert und gescherzt und wenn es sein musste, auch mal geschimpft.

Marias ganzes Engagement galt dem Wohl der tibetischen Kinder. Dafür hat sie schon Wochen vor einem Fest vorbereitet, eingekauft, gebacken und verziert, und wehe dem, der ihr dabei in die Quere gekommen ist.

Hilfe hat sie nicht akzeptiert. Sie wollte es selbst schaffen. Es war Marias Ehrgeiz der sie antrieb, auch wenn sie zuletzt gesundheitlich schon sehr angeschlagen war, denn krank war sie schon, seit ich sie das erste Mal getroffen habe. Lange hat sie sich nichts anmerken lassen und einfach weitergemacht.

Als ich im Haus in der Lobenhauerngasse eingezogen bin, haben wir uns mehr und mehr angefreundet. Wir haben geredet und gelacht. Wie oft hat sie mir Geschichten erzählt, aus ihrer Jugend oder von ihrer Arbeit als Obstverkäuferin.

Wir haben voneinander gelernt und haben uns gegenseitig unterstützt – jeder auf seine Art, und als ich wieder ausziehen musste, waren wir beide traurig. Besucht habe ich sie trotzdem immer wieder, wenn ich im SAVE TIBET Büro zu tun hatte. So habe ich auch Marias Abschied aus dem Haus miterlebt – ihren letzten Weg.

Es war ihr größter Wunsch, bis zuletzt in diesem Haus leben zu können, ohne auf Pflege angewiesen zu sein. Mit ihrer Beharrlichkeit hat sie auch das geschafft und konnte letztlich friedlich einschlafen.

Wo auch immer sie hingegangen ist, eines steht fest, dort gibt’s jetzt Marias Kuchen.

Kathrin Müllner
Obfrau SAVE TIBET