30. März 2020
Meine lieben Brüder und Schwestern,
ich schreibe diese Worte als Antwort auf wiederholte Anfragen vieler Menschen auf der ganzen Welt. Wir erleben gerade eine außergewöhnlich schwere Zeit aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie.
Darüber hinaus sieht sich die Menschheit mit weiteren Problemen wie dem extremen Klimawandel konfrontiert. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, Regierungen in aller Welt, die Indische miteingeschlossen, meine Bewunderung und meinen Dank für jene Schritte auszudrücken, die sie setzen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Die alte indische Tradition beschreibt die Erschaffung, das Bestehen und die Zerstörung der Welten im Laufe der Zeit. Unter den Ursachen einer solchen Zerstörung finden sich bewaffnete Konflikte und Krankheiten, die mit unseren heutigen Erfahrungen im Einklang zu stehen scheinen. Wie auch immer, trotz der enormen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, zeigen Lebewesen, die Menschheit eingeschlossen, eine bemerkenswerte Fähigkeit zu überleben.
Wie schwierig die Situation auch sein mag, wir sollten mit Entschlossenheit und Mut Wissenschaft und menschlichen Einfallsreichtum einsetzen, um die Probleme zu bewältigen, mit denen wir konfrontiert sind. Angesichts der Bedrohung unserer Gesundheit und unseres Wohlergehens ist es natürlich, Sorge und Angst zu empfinden. Trotzdem finde ich großen Trost in folgendem weisen Rat, um die vor uns liegenden Probleme zu untersuchen: „Wenn etwas getan werden muss – dann tue es, ohne dir darüber Sorgen zu machen; wenn es nichts zu tun gibt, hilft es nicht, dir weiter darüber Sorgen zu machen.“
Jeder tut derzeit sein Bestes, wenn er versucht, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Ich begrüße die gemeinsamen Bemühungen der Staaten, die Bedrohung einzugrenzen. Im Besonderen möchte ich die Initiative Indiens würdigen, gemeinsam mit anderen SAARC-Staaten einen Notfallfonds und eine elektronische Plattform einzurichten, um auf diese Weise Informationen, Wissen und Sachkenntnisse auszutauschen und so der Ausbreitung von Covid-19 zu begegnen. Dies kann auch als Modell für den Umgang mit zukünftigen Krisen dienen.
Ich verstehe, dass als Folge der weltweiten Ausgangssperren viele Menschen den Unterhalt verlieren und mit großer Not konfrontiert sind. Für jene, die kein geregeltes Einkommen haben, ist das Leben ein täglicher Kampf ums Überleben. Ich appelliere ernsthaft an alle Betroffenen, sämtliche Hebeln in Bewegung zu setzen und für die Schwachen in unseren Gemeinschaften zu sorgen.
Ich möchte meinen besonderen Dank an das medizinische Personal aussprechen – den Ärzten, dem Pflegepersonal und den anderen Hilfskräften – die an vorderster Front arbeiten und unter großem persönlichen Risiko Leben retten. Ihr Einsatz ist in der Tat gelebtes Mitgefühl.
Aus einer von tiefstem Herzen kommenden Sorge für meine Brüder und Schwestern in aller Welt, die gerade durch diese schweren Zeiten gehen, bete ich für ein schnelles Ende der Pandemie, damit ihr Friede und Glück bald wiederhergestellt werden kann.
Mit meinen Gebeten
SH Dalai Lama
Übersetzung: SAVE TIBET Austria