Adhe Tapontsang, bekannt als Ama („Mutter“) Adhe, wurde 1932 im Dorf Ghortsa (Nyarong in Tibet, Region Kham) geboren und verstarb nun am 3. August 2020 in Dharamsala. Es gibt nur wenige Menschen, die so eine Symbolkraft für Tibet ausstrahlen, wie sie. Sie entstammte einer Nomadenfamilie aus einer Gegend genannt Metog Yul (Land der Blumen) in der Nähe des Berges Kawalori (Name einer Gottheit) in Osttibet. Unmittelbar nach ihrer Heirat kam es zur chinesischen Invasion in Tibet. 1954, als ihr erstes Kind ein Jahr alt war und sie schwanger war, starb ihr Mann an einer Vergiftung. Bald danach schloss sie sich dem tibetischen Widerstand der Khampas an. 1958 wurde Adhe Tapontsang verhaftet und von ihren beiden kleinen Kindern getrennt. Sie wurde verhört und gefoltert und durch Zwangsarbeit im Laogai zur Umerziehung verurteilt, wo sie 27 Jahre lang extremer Entbehrung und besonders harten Haftbedingungen ausgesetzt war, elf davon als „freie Arbeiterin“. Sie wurde 1985 freigelassen. 1987 floh Adhe Tapontsang aus Tibet nach Nepal und ließ sich dann in Dharamsala in Indien nieder, wo sie sich um Neuankömmlinge aus Tibet kümmerte. Sobald sie im Exil war, hat sie unermüdlich die Zerstörung vieler Leben durch Folter, Hungersnot in Tibet, die tägliche Erniedrigung in den Laogais angeprangert, über zerstörte Klöster, alte Kunstwerke, die für Gold entweiht und gestohlen wurden, berichtet. Sie war die lebende Zeugin für den Tod unzähliger Lamas und Mönche, die im Laogai starben, von Familien, deren Mitglieder aufgrund der chinesischen Besetzung Tibets starben. Sie definierte sich selbst als „die Stimme, die sich an alle erinnert, die nicht überlebt haben“.