Unterzeichnen Sie bitte die Petition gegen das Staudammprojekt und die Zwangsumsiedlungen initiiert von der  Dege Gyalyong Welfare Association
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China verhaftet mehr als 1.000 Tibeter, die gegen Staudammprojekt protestieren

Die Hintergründe – Bericht von Kalden Lodoe und Tenzin Pema für RFA Tibetan – Radio Free Asia
23.2.2024

Die Polizei verhaftete am Freitag (23.2.2024) mehr als 1.000 Tibeter, darunter Mönche aus mindestens zwei örtlichen Klöstern in der südwestchinesischen Provinz Sichuan, nachdem sie gegen den Bau eines Staudamms protestiert hatten, der voraussichtlich sechs Klöster zerstören und die Umsiedlung von zwei Dörfern erzwingen würde. Das teilten zwei Quellen aus Tibet Radio Free Asia mit.

Die festgenommenen Personen – sowohl Mönche als auch lokale Anwohner – sind an verschiedenen Orten im Kreis Dege in der tibetischen Präfektur Kardze arrestiert, weil die Polizei keinen Ort hat, an dem sie festgehalten werden könnten, sagten die Quellen, die aus Sicherheitsgründen um Anonymität baten.

Den Quellen zufolge wurden die Festgenommenen gezwungen, ihr eigenes Bettzeug und Tsampa mitzubringen – ein Grundnahrungsmittel der Tibeter, mit dem sie sich über längere Zeit ernähren können. „Dass die Polizei die Tibeter auffordert, ihr eigenes Tsampa und Bettzeug mitzubringen, ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht so schnell freigelassen werden“, sagte eine der Quellen.

Am Donnerstag, den 22. Februar, setzten chinesische Behörden speziell ausgebildete bewaffnete Polizisten in der Dorfregion Upper Wonto in Kardze ein, um mehr als 100 tibetische Mönche aus den Klöstern Wonto und Yena zusammen mit Anwohnern zu verhaften. Viele von ihnen wurden geschlagen und verletzt und später in das Dege Kreiskrankenhaus zur medizinischen Behandlung eingeliefert, berichteten die Quellen.

Bürgervideos vom Donnerstag, die exklusiv RFA zur Verfügung gestellt wurden, zeigen chinesische Beamte in schwarzen Uniformen, die Mönche gewaltsam festhalten, und man hört sie schreien, den Bau des Staudamms zu stoppen.

Nach der Nachricht von den Massenverhaftungen kehrten viele Tibeter aus dem Dorf Upper Wonto, die in anderen Teilen des Landes arbeiten, in ihre Heimatstadt zurück und besuchten die Haftanstalten, um die Freilassung der verhafteten Tibeter zu fordern, hieß es aus Quellen. Auch sie wurden verhaftet.

Das Dege County Hospital reagierte nicht sofort auf die Bitte von RFA um Stellungnahme. Die chinesische Botschaft in Washington hat sich zu den Festnahmen nicht geäußert, außer in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung, in der es hieß, das Land respektiere die Rechtsstaatlichkeit. „China schützt die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Staatsangehöriger im Einklang mit dem Gesetz“, heißt es in der Erklärung.

Riesiges Staudammprojekt

Den Festnahmen folgten tagelange Proteste und Appelle lokaler Tibeter seit dem 14. Februar an China, den Bau des Gangtuo-Wasserkraftwerks zu stoppen. RFA berichtete am 15. Februar, dass sich mindestens 300 Tibeter vor dem Rathaus des Kreises Dege versammelt hätten, um gegen den Bau des Gangtuo-Staudamms zu protestieren, der Teil eines riesigen 13-stufigen Wasserkraftkomplexes am Fluss Drichu mit einer geplanten Gesamtkapazität von 13.920 Megawatt ist. Das Staudammprojekt liegt am Fluss Drichu, auf Chinesisch Jinsha genannt, der am Oberlauf des Jangtsekiang liegt, einer der wichtigsten Wasserstraßen Chinas.

Die örtlichen Tibeter waren besonders beunruhigt darüber, dass der Bau des Wasserkraftwerks zur Zwangsumsiedlung von zwei Dörfern – den Dörfern Upper Wonto und Shipa – und sechs wichtigen Klöstern in der Gegend – Yena, Wonto und Khardho in der Gemeinde Wangbuding im Kreis Dege – führen wird. Das teilten Quellen aus der Autonomen Region Tibet RFA mit.

Quellen bestätigten am Freitag außerdem, dass einige der verhafteten Mönche mit schlechtem Gesundheitszustand in ihre Klöster zurückkehren durften. Allerdings blieben die Klöster – zu denen auch das Wonto-Kloster gehört, das für seine alten Wandgemälde aus dem 13. Jahrhundert bekannt ist – am Vorabend von Chotrul Duchen, dem Tag der Wunder, der am 15. Tag des ersten Monats gefeiert wird, verlassen. Das tibetische Neujahr oder Losar markiert die Feier einer Reihe von Wundern, die Buddha vollbracht hat. „Früher leiteten Mönche des Wonto-Klosters traditionell große Gebetsversammlungen und führten alle religiösen Aktivitäten durch“, sagte eine der Quellen. „Diesmal sind die Klöster still und leer. … Es ist sehr traurig zu sehen, dass solche Klöster von historischer Bedeutung auf die Zerstörung vorbereitet werden. Im Yena-Kloster ist die Situation dieselbe.“

Proteste im Exil

Exiltibeter haben in verschiedenen Teilen der Welt Massendemonstrationen abgehalten, unter anderem in Dharamsala, Indien, der Heimat des im Exil lebenden tibetischen spirituellen Führers, des Dalai Lama. In der vergangenen Woche haben Tibeter vor den chinesischen Botschaften demonstriert, unter anderem in New York und der Schweiz. Weitere solcher Proteste und Solidaritätskampagnen sind in Kanada und anderen Ländern geplant.

„Die Ereignisse in Derge sind ein Beispiel für Pekings destruktive Politik in Tibet“, sagte Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet, in einer Erklärung am Freitag. „Das chinesische Regime missachtet die Rechte der Tibeter und zerstört rücksichtslos und unwiederbringlich wertvolle tibetische Kulturgüter.“ „Pekings Entwicklungs- und Infrastrukturprojekte stellen nicht nur eine Bedrohung für die Tibeter dar, sondern auch für die regionale Sicherheit, insbesondere wenn es um die Wasserversorgung der betroffenen asiatischen Länder geht“, fügte er hinzu.

Human Rights Watch teilte RFA mit, dass man die Entwicklung beobachte, Informationen aus Tibet jedoch aufgrund der strengen Überwachung durch China und der Beschränkungen des Informationsflusses äußerst selten seien. „Menschen, die Informationen und Videos wie diese versenden, müssen mit Gefängnis und Folter rechnen“, sagte Maya Wang, die interimistische China-Direktorin der Gruppe. „Sogar Anrufe bei Familien in der Diaspora sind Gründe für eine Inhaftierung“, sagte sie. „Was wir jetzt sehen, sind tatsächlich … typische Szenen der Unterdrückung in Tibet, aber wir bekommen nicht mehr oft zu sehen, wie Unterdrückung in Tibet aussieht.“

Zusätzliche Berichterstattung von Pelbar, Yeshi Dawa, Tashi Wangchuk, Palden Gyal und Sonam Lhamo für RFA Tibetan
Herausgegeben von Roseanne Gerin und Malcolm Foster

Übersetzung aus dem Englischen: SAVE TIBET

Quelle: RFA – Radio Free Asia

Originalbericht RFA in englischer Sprache:
https://www.rfa.org/english/news/tibet/protesters-arrested-02232024164340.html


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